Theatergastspiele Kempf GmbH
Das Haus am See
Schauspiel von Ernest Thompson

2. Tournee:
20. September – 30. Oktober 2012
 
1. Tournee:
Premiere in Unterföhring
9. Februar bis 31. März 2012
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Vom Leben und Sterben
Tourneetheater „Das Haus am See“ geht ans Herz

Brackwede. „Ich habe mich zu Tode erschreckt, als mir nichts mehr bekannt vorkam“, sagt Norman erschüttert, „und da bin ich einfach ganz schnell wieder zurück gelaufen!“ Es ist dieser Moment, an dem die Besucher des Tourneetheaters „Das Haus am See“ direkt ins Herz getroffen werden. Getroffen von der Angst, die Volker Brandt als Norman, Professor im Ruhestand, nur an wenigen Stellen mit hervorragendem schauspielerischen Fingerspitzengefühl durchblicken lässt – die Angst vor dem Altwerden und Vergessen. Genau diese Momente machen den Theaterabend zu etwas sehr Besonderem.
 
Sonst ist Norman eher einer, der mit vielen spitzen Kommentaren, seiner selbstverliebten Art und der ununterbrochenen Thematisierung seines bevorstehenden Ablebens einen rüstigen Alten verkörpert, der nicht so recht zur Ruhe kommen will. Die Marotten seiner Frau Ethel (Viktoria Brams) nimmt er das ein ums andere Mal aufs Korn, das Verhältnis zu seiner Tochter Chelsea (Susanne Meikl) ist schwierig, der neue Schwiegersohn in spe hat es auch nicht leicht.
 
Aber dann verändern ein paar Wochen am See alles. Es ist der Sommer, in dem Norman 76 Jahre alt wird und Chelsea ihren neuen Freund Bill (Momme Mommsen) und dessen Sohn Billy (Lukas Ruben Eickholl) mit zum Haus am See bringt. Während Ethel sich überschwänglich über den Besuch freut, macht Norman munter Witze auf Bills Kosten und findet nicht so recht einen Zugang zu dem Teenager. Doch das hält die Eheleute nicht davon ab, den pubertierenden Billy bei sich wohnen zu lassen, solange sein Vater und Chelsea Urlaub in Europa machen.
 
Und am Ende des Sommers sind Norman, aber auch Billy wie ausgetauscht. Bei gemeinsamen Angelausflügen „hilft er mir, mein Französisch zu verbessern“, erzählt der 15-jährige Ethel fröhlich, dem die Vergesslichkeit seines neuen Großvaters nicht verborgen bleibt. „Manchmal nennt er mich Chelsea, aber keine Sorge, ich passe schon auf ihn auf“, verspricht er der Rentnerin.
 
Norman scheint das Gefühl zu haben, gebraucht zu werden, und verwandelt sich in einen vor Leben sprühenden Opa, der nun auch seiner eigenen Tochter wieder ein Stück näher sein kann. Und am Ende, „habe ich keine Angst mehr vor dem Sterben“, sagt Ethel, und die Familie will von nun an mehr Zeit miteinander verbringen.
 
Es ist ein Stück über das Altwerden, über Erinnerungen an vergangene Tage und über das Knüpfen neuer Familienbande. Es ist aber auch eines, bei dem vor allem die Schauspieler grandiose Leistungen hervorbringen. Tosender Applaus geht durch die ausverkaufte Aula der Brackweder Realschule, der den Schauspielern, aber auch den spritzigen Dialogen gilt.
 
Denn trotz der vielen Momente des Schmunzelns, die vor allem Volker Brandt den Zuschauern beschert, wirkt die Aufführung an keiner Stelle albern. Im Gegenteil: Regisseur Dominik Paetzholdt schafft es, die Balance zwischen Leichtigkeit und Schwermut zu finden und bringt so ein unterhaltsames und gleichzeitig feinfühliges und tiefsinniges Stück auf die Bühne.
 
Von Lina Eisermann – Neue Westfälische, 08.04.2014
 
   

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Mit Leben versöhnt
Behutsame Regie beim Stück „Das Haus am See“ im Festhaus

Das vielfach prämierte und erfolgreich verfilmte Stück „Das Haus am See“ („On Golden Pond“) des Amerikaners Ernest Thompson, das am Mittwoch als Veranstaltung des Theaterrings im Festhaus gespielt wurde, beginnt verhalten. Das alte Ehepaar Ethel (Viktoria Brams) und Norman Thayer (Volker Brandt) bezieht sein Sommerhaus am goldenen See, nimmt die Decken von den Möbeln, zieht die Vorhänge auf, lebt sich ein. Während die warmherzige Ethel noch sehr agil und lebensbejahend ist, wird Norman gleich zu Beginn als zerstreuter, nicht gerade zupackender und wenig umgänglicher Typ vorgestellt, dessen ständig wiederkehrendes Thema der Tod ist. Symptomatisch für seinen Zustand ist das Fliegengitter zum Steg: Es fällt zu Boden, als Norman die Tür öffnet und wird nicht repariert, obwohl die Mückenplage größer ist denn je. Schon bald erfährt man allerdings, dass Normans Demenz sich nicht mehr nur in Vergesslichkeit äußert. Beim Erdbeerpflücken erscheint ihm der einst vertraute Weg völlig fremd. Mit panischem Entsetzen flüchtet er sich in die Arme seiner Frau: „Ich will wissen, dass ich immer noch ich bin“, sagt er verzweifelt. Darüber hinaus gibt es eine schmerzliche Wunde im Leben des Ehepaares. Tochter Chelsea (Susanne Meikl) hat sich acht Jahre nicht mehr im Haus am See blicken lassen. Nie hat sie sich vom Vater anerkannt gefühlt. Wohl darüber sind ihre bisherigen Beziehungen kaputt gegangen. Auf dringliche Einladung der Mutter kommt sie nun zum 86. Geburtstag Normans nach Hause, im Schlepptau hat sie eine neue Liebe (Momme Mommsen) und dessen 15-jährigen Sohn Billy (Lukas Ruben Eickholl).
 
Die entscheidende Wende bringt der junge Billy, der für den Rest der Sommerferien im Haus am See bleibt. In der nächsten Szene ist das Fliegengitter repariert, die Angelruten sind wieder hervorgeholt, der Alte sprüht vor Energie, während Billy, sonst eher am „Aufreißen von Tussen“ interessiert, die Tage mit dem neuen Opa genießt. Normans Leben hat plötzlich wieder Perspektiven. Obwohl er kurz vor der Abreise ins Stadthaus einen Herzanfall hat und der Tod tatsächlich bedrohlich nahe gekommen ist, macht er Pläne, ist mit dem Leben versöhnt.
 
Lebensechte Charaktere, von den Schauspielern hervorragend ausgearbeitet, spritzige, aber niemals übertriebene Dialoge, eine ansprechende, behutsame Regie (Dominik Paetzholdt) und ein schönes Bühnenbild (Gerhard Reihl), nicht zuletzt aber die unaufdringliche, lebenskluge Aufbereitung von Themen, die wohl jeden angehen, machten den Abend zu einem berührenden Erlebnis.
 
Von Ulrike Schäfer - Wormser Zeitung, 19.10.2012
 
   

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Sensibler Blick auf das Alter
Mit „Das Haus am See“ ein nachdenklich stimmender Saisonauftakt

Angeln, Walderdbeeren pflücken und die Wasservögel auf dem See beobachten: Es sind die kleinen Freuden, die Ethel und ihr Ehemann Norman seit vielen Jahren in ihrem Ferienhaus genießen. Die Handgriffe haben sich eingespielt. Und die einzige Unwägbarkeit besteht in der Zahl der Mücken, die sich den Weg durch das defekte Fliegengitter bahnen – bis mit dem 15-jährigen Billy plötzlich frischer Wind in die allzu vertrauten Abläufe des Sommers kommt.
 
Mit leisen Tönen und einem sensiblen Blick auf das Alter eröffnete der Kulturring am Donnerstag seine neue Spielzeit. „On Golden Pond“ von Ernest Thompson, verfilmt 1981 mit Katharine Hepburn und Henry Fonda, verzichtete in der Regie von Dominik Paetzholdt bewusst auf eine vordergründige Effekthascherei. Stattdessen rückte der langsame Fluss der Erzählung jene Charaktere in den Mittelpunkt, die im „Haus am See“, so der deutsche Titel, zusammenkommen.
 
Dabei hat der emeritierte Literaturprofessor Norman (Volker Brandt) mit seinem Leben eigentlich schon abgeschlossen. Doch sein stacheliger Zynismus verbirgt nur unzureichend seine geheimen Ängste. Denn die Veränderungen, die mit ihm selbst vorgehen, bleiben Norman nicht verborgen: Orientierungslosigkeit und zerstreutes Vergessen sind die ersten Anzeichen beginnender Demenz.
 
Seinen lebhaften, quirligen Gegenpol bildet Ethel (Viktoria Brams), die nach jahrzehntelanger Ehe den „alten Brummbär“ durchaus zu nehmen weiß. Es sind die kleinen Gesten, die alltäglichen, so ganz und gar undramatischen Wortwechsel, die wie mit feinem Pinselstrich das Bild ihrer Vertrautheit zeichnen. Eine Vertrautheit, die zwischen Norman und Tochter Chelsea (Susanne Meikl) nie bestand. Denn das Gefühl der Unzulänglichkeit begleitet Chelsea seit ihrer Kindheit.
 
Auf Wunsch ihrer Mutter erscheint sie dennoch zu Normans Geburtstagsfeier – zusammen mit ihrem neuen Freund Bill (Momme Mommsen) und dessen Sohn Billy (Lukas Ruben Eickholl). Das Gesicht gelangweilt unter einem Basecap verborgen, die Hände in den tief hängenden Hosentaschen vergraben, scheint Billy zunächst wenig begeistert, bei den „neuen Großeltern“ zurückgelassen zu werden. Vier Wochen später hat sich das Bild vollständig gewandelt – mit coolen Sprüchen bei dem plötzlich lebenslustigen Alten und Begeisterung für das Angeln und die Literatur bei dem Jungen.
 
Doch „On Golden Pond“ ist nur vordergründig ein Stück um Generationen. So ernst und so heiter wie das Leben selbst spricht das in seiner Verfilmung mehrfach ausgezeichnete Werk von der Kraft der Gefühle und der Unfähigkeit, ihnen Ausdruck zu geben, von der Bedeutung der Familie und nicht zuletzt auch vom Tod. Denn der kommt Norman plötzlich ganz nah. Der Schrecken sitzt tief – bei Ethel und auch bei den Zuschauern, die trotz der Pläne für den kommenden Sommer ahnen, dass es irgendwann keinen nächsten Sommer mehr geben wird.
 
Es ist die große Leistung der Schauspieler – allen voran Volker Brandt in der Rolle des Norman – dass die Aufführung nie in übertriebene Sentimentalität oder Kitsch abgleitet.
 
Stattdessen blitzt der Humor oft gerade dort auf, wo man ihn am wenigsten erwartet. Das Ergebnis ist ein Saisonauftakt, der nachdenklich stimmt und der dem Ensemble anhaltenden Applaus einbrachte.
 
Meller Kreisblatt, 12.10.2012
 
   

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Ein Erfolgsklassiker zum Auftakt der Theatersaison
Viel Beifall für Ernest Thompsons Schauspiel "Das Haus am See"

BUXTEHUDE. Brillanter Start in die neue Theatersaison in Buxtehude: Der Auftakt mit Ernest Thompsons Schauspiel "Das Haus am See" (Originaltitel "On Golden Pond") begeisterte am Mittwochabend die Besucher in der fast ausverkauften Halepaghen-Aula durch ein amüsant-unterhaltsames und gleichzeitig auch zum Nachdenken anregendes Stück und das ausgezeichnete Spiel der fünf Akteure auf der Bühne. Ihnen zuzusehen machte gut zwei Stunden Vergnügen. Und darum gab es vom Publikum auch langen Applaus zum Schluss und einige Bravo-Rufe.
 
In dem Schauspiel geht es um eine in den USA lebende Familie "mit Hindernissen". Fast 40 Jahre lang kommen Ethel und Norman Thayer in den Sommermonaten in ihr Haus am See. Auch zur Feier des 75. Geburtstages des Professors, der kein leicht zu nehmender Zeitgenosse ist. Er leidet an beginnender Demenz, er bringt Sprüche, die nur der akzeptiert, der ihn länger kennt. Seine Frau kann das, auch der Briefträger, der mit dem Boot die Post ausliefert.
 
Seine Tochter Chelsea konnte das nie. Sie und Norman haben ein gestörtes Verhältnis - schon seit Kindertagen. Acht Jahre lang hat sie das Haus am See gemieden. Jetzt, zum Ehrentag ihres Vaters, kommt sie. Sie hat immer Furcht gehabt, den Ansprüchen des Vaters nicht gerecht zu werden. Auch jetzt noch, als gestandene Frau in den Vierzigern. Auf dem Trip nach Europa macht Chelsea bei den Eltern Station, mit dabei ihr neuer Partner, ein Zahnarzt, und auch dessen 15 Jahre alter flippiger Sohn Billy. Er soll vier Wochen bei Ethel und Norman verbringen - am See, mit Angeln, mit Literaturstunden, mit dauernden Belehrungen und Ethels Keksen.
Ob das gut geht?
 
Nach den vier Wochen: Billy und Norman sind Kumpel geworden, Tochter Chelsea hat in Brüssel ihren Zahnarzt geheiratet. Der Sommer im Haus am See geht zu Ende, und Vater und Tochter starten einen Neubeginn. Zum ersten Mal haben sich Norman und Ethel dazu durchgerungen, die Familie der Tochter in Kalifornien zu besuchen.
 
Das mit Katherine Hepburn, Jane und Henry Fonda in den 80er Jahren verfilmte und mit Preisen hoch dekorierte Stück ist inzwischen in 28 Sprachen übersetzt und in mehr als 40 Ländern aufgeführt worden. Auch für die Theatergastspiele Kempf ist ihre Produktion ein riesiger Erfolg. Die Schauspielerinnen und Schauspieler glänzen durch Spielfreude und Schauspielkunst.
 
Das Prädikat "super" gilt dabei nicht nur für die Darsteller von Norman und Ethel, also Volker Brandt und Viktoria Brams, sondern auch für Susanne Meikl (Chelsea), für Momme Mommsen (Briefträger und Bill Ray) und auch den jungen Lukas Ruben Eickholl als Billy, der zu glänzen wusste.
 
Das Publikum war begeistert, und die Theaterfreunde sind neugierig, welche Leckerbissen ihnen im Laufe der nächsten Monate noch geboten werden.
 
Von Adolf Brockmann - Tageblatt, 28.9.2012
 
   

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Tragik ohne falsche Rührseligkeit

Lüdenscheid. „Du bist eine hübsche alte Dame. Was fängst du mit einem trotteligen alten Kauz wie mir bloß an?“ – „Tja, ich habe nicht die leiseste Ahnung.“ Er grantig, mit sich und der Welt unzufrieden, sie rüstig und für die schönen Dinge des Lebens zu begeistern, halten Norman und Ethel Thayer im Schauspiel „Das Haus am See“ (On Golden Pond) von Ernest Thompson trotz kleiner Differenzen zusammen wie Pech und Schwefel.
 
Feinfühlige Inszenierung
 
Normans beginnende Demenz erfüllt Ethel mit Sorge. Ständig spricht er vom Tod. Seinen 76. Geburtstag betrachtet als seinen letzten. Als Tochter Chelsea, zu der er ein verkorkstes Verhältnis hat, mit ihrem Zukünftigen und dessen 15-jährigem Sohn Billy hereinschneit, wendet sich das Blatt. Norman findet zurück zu alter Vitalität, Billy lernt das Alter und Familienbande zu schätzen. Am Ende des Sommers sind Opa und Enkel beste Freunde. Ihr gemeinsames Hobby: das Angeln.
 
In prominenter Besetzung, mit Volker Brandt als Norman und Viktoria Brams als Ethel, brachten die Theatergastspiele Kempf, Grünwald, das bekannte Stück – 1981 mit Katherine Hepburn und Henry Fonda verfilmt – am Donnerstagabend im Kulturhaus auf die Bühne.
 
Unter der Regie von Dominik Paetzholdt erfreuten die Gäste aus München mit einer feinfühligen, heiteren Fassung des vielfach ausgezeichneten Stücks.
 
Als Chelsea brachte Susanne Meikl den Mut auf, sich ihrem Vaterkomplex zu stellen und eigenes Verhalten zu hinterfragen. Momme Mommsen gab eine Kostprobe seiner Verwandlungskunst, indem er sowohl die Frohnatur des Postboten Charlie wie den ernsthaften Zahnarzt Bill Ray, Chelseas Zukünftigen, mimte. Vom lustlosen, gelangweilten Billy Ray junior, der unverblümt und flegelhaft fragte: „Wie fühlt sich das an, 76 zu werden?“, verwandelte sich Lukas Ruben Eickholl in einen sympathischen, aufgeschlossenen Jugendlichen, der zum Jungbrunnen für seinen grummeligen Großvater avancierte.
 
Ohne falsche Rührseligkeit kam das Dialogstück aus. Tragik, die sich an Normans beginnender Demenz festmachte, und Komik – leise Komik - fanden zu einer ausgewogenen Balance. Nicht wieder zu erkennen war Volker Brandt – zu Beginn des Stückes ein schwieriger, bärbeißiger Nörgelkopf – nach dem Sommer mit Billy. Alles Selbstmitleid war verflogen, das Interesse am Leben neu erwacht. Sogar in der verkrachten Beziehung zu Tochter Chelsea bahnte sich ein Neuanfang an. Glaubhaft verkörperten Volker Brandt und Viktoria Brams – beide sehr präsent auf der Bühne - das alte Ehe- und Liebespaar, das in guten und schlechten Zeiten zusammen hielt. Schmunzeln ließ Lukas Ruben Eickholl, der seinem Opa das Vokabular der Jugend von heute beibrachte.
 
Von Monika Salzmann - WAZ, 22.9.2012
 
   

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Sommer und Leben enden gut
Theaterstück „Das Haus am See" erzählte von Alter, Wut, Liebe und Vergebung

WOLFSBURG. Als Gastspiel erlebten die Besucher des Theaters das Schauspiel „Das Haus am See", original „On Golden Pond", von Ernest Thompson. 1979 am Broadway uraufgeführt, erlebte das Stück 1981 in der Verfilmung mit Katharine Hepburn und Henry und Jane Fonda den internationalen Durchbruch: drei Oscars.
 
„Es soll eine Studie sein über die Kämpfe einer Familie mit Dingen. mit denen wir alle zu kämpfen haben - Alter, Wut, Bereuen, zurückgehaltene und unausgesprochene Liebe, Enttäuschung und, mit Glück, Verzeihen und Erneuerung", sagt Autor Ernest Thompson.
 
Norman Thayer - hier wundervoll kauzig und spröde gespielt von Volker Brandt - feiert seinen 75. Geburtstag im Ferienhaus am See, in dem er mit seiner Ehefrau Ethel seit 48 Jahren die Sommermonate verbringt. Etwas dement und verwirrt überspielt er mit viel Sarkasmus über das Alter und den Tod und witzig, spritzigen Nuancen die beginnende Krankheit. Das Stück wechselt zwischen humorvollen und traurigen Passagen, in denen immer eine Träne im Auge mit dabei ist.
 
Charlie Martin, ein Freund der Familie und Postbote am See - ausdrucksvoll gespielt von Momme Mommsen - lässt die Jahre Revue passieren. Und nach vielen Jahren ist auch wieder Tochter Chelsea mit ihrem neuen Freund, dem Zahnarzt Bill Ray - Momme Mommsens zweite Rolle - dabei. Das Verhältnis zwischen Tochter und Vater war immer angespannt, was Susanne Meikl mit viel Einfühlungsvermögen spielt.
 
Ihre Mutter, eine sorgende und tatkräftige Frau - facettenreich und hingebungsvoll interpretiert von Viktoria Brams - versucht zu schlichten. Und aIs der Vorschlag Norman unterbreitet wird, dass Chelseas Stiefsohn Billy Ray den Sommer im Haus am See verbringen soll, entsteht zuerst Verwirrung, die sich aber im Laufe der Monate löst: Norman und Billy - trotzig und frisch gespielt von Lukas Ruben Eickholl - werden dicke Freunde, gehen Angeln und Boot fahren und das wiederum führt Tochter und Vater letztendlich zusammen.
 
Alles scheint sich aufzulösen und die Demenz Normans zu stagnieren. Wundervoll und herzzerreißend spielen Volker Brandt und Viktoria Brams den Epilog, in dem beiden noch einmal ihr Alter vor Augen geführt wird. Alles was abgeschlossen schien, ist nun wieder offen für Neues. Norman will Billy unbedingt wiedersehen und mit ihm angeln und über die „Weiber“ sprechen. Daneben hat Billy aber auch Französisch bei Norman gelernt.
 
Beim letzten Telefonat am Tag der Abreise aus dem Haus am See ruft überraschend Bill, Chelseas jetzt Ehemann, aus Kalifornien an und lädt Ethel und Norman in ihr Haus ein. Zuerst noch zögerlich ergreift Norman die Initiative und sagt zu.
 
Kämpfe, Lacher und Stille dominieren das Stück und alle großartig spielenden Schauspieler fesselten ihr Publikum. Dafür im ausverkauften Theater begeisterten Applaus.
 
Von Martin Winrich Becker - Wolfsburger Nachrichten, 27.3.2012
 
   

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Gefühlvolle Gratwanderung am See
„Das Haus am See“ bot in Attendorn feinstes Schauspielertheater mit Volker Brandt und Viktoria Brams

Wer ist die dicke Frau mit dem Kind auf dem Foto, das über dem Telefon hängt? Norman Thayer (Volker Brandt) weiß es nicht mehr. Bis seine Frau Ethel (Viktoria Brams) ihm erklärt, dass es die Nachbarin mit ihrer Tochter ist.
 
Für Norman ist vieles neu in diesem Haus, obwohl er seit 48 Jahren mit seiner Frau den Sommer im „Haus am See“ verbringt. So heißt auch das Theaterstück, das am Mittwochabend die Zuschauer in der Stadthalle Attendorn begeisterte. Mit Volker Brandt und Viktoria Brams präsentierten sich zwei hochkarätige, aus dem Fernsehen bekannte Schauspieler auf der Bühne - und sie verstehen ihr Handwerk.
 
Mit spritzigen und auch manchmal bösen Dialogen schaffen sie die Gratwanderung zwischen einer besinnlich-humorvollen Lebensabendkomödie und einem Thema, das jeden treffen kann. Denn Norman Thayer leidet an zunehmender Demenz. Alles, was ihm vertraut war, ist plötzlich fremd. So findet er den alten Weg in die Stadt nicht mehr, und auch das Fliegengitter an der Tür zum See kann er nicht mehr reparieren.
 
Eingestehen möchte er sich den Verlust seines Gedächtnisses nicht, und so schwankt er zwischen Momenten tiefer Verzweiflung und zynischen Kommentaren gegenüber seiner Umwelt. Alles ändert sich, als zu Normans Geburtstagsfeier Tochter Chelsea (Susanne Meik) mit ihrem neuen Lebensgefährten Bill Ray (Momme Mommsen) und dem pubertierenden Sohn Billy (Lukas Ruben Eickholl) zu Besuch kommen.
 
Billy soll die Sommerferien bei den Großeltern verbringen. Ethel ist gerne bereit, ihrer Tochter diesen Gefallen zu tun, Norman willigt zögerlich ein. Zwischen dem verletzlichen, unsicheren alten Ekel Norman und dem jungen Billy entsteht eine ganz besondere Beziehung. Gemeinsam erfahren sie neu, was Alter und Jugend bedeuten.
 
Volker Brandt füllte die Rolle des vergesslichen Grantlers Norman, der zum Amüsement des Publikums die Familie und Umwelt mit sarkastischen Bemerkungen triezt, wunderbar mit Leben. Ihm bietet Viktoria Brams als energische und treu sorgende Gattin Ethel ironisch und nachsichtig Paroli. Den beiden als sich liebevoll zugetanes und schon lange zusammen lebenden Seniorenpaar zuzuschauen, bereitet pures Vergnügen, auch deshalb weil sie sich im geistvollen Dialog-Ping-Pong als ebenbürtige und pointiert parierende Partner erweisen.
 
Von Barbara Sander-Graetz - Der Westen, 22.3.2012
 
   

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Eindringliche Schilderung

Auch im „richtigen Leben" kommt es vor, dass Kinder mit einem Elternteil nicht besonders gut auskommen. Diese missliche Situation kann viele Jahre dauern, bis es auf wundersame Weise Enkelkindern gelingt, die Situation zu klären und verhärtete Fronten aufzuweichen. In seinem Schauspiel „Das Haus am See" (On golden Pond) beschreibt der amerikanische Autor Ernest Thompson eine solche Situation überzeugend und eindringlich. In der gut aufgenommenen lebensnahen Aufführung im Kurtheater hat sich vielleicht mancher wiedergefunden - in welcher Rolle auch immer.
 
Wie seit vielen Jahrzehnten verbringen Norman und Ethel (Volker Brand und Viktoria Brams) die Sommermonate in ihrem Haus am See. Eigentlich ist auch diesmal alles wie sonst, wäre da nicht die zunehmende Vergesslichkeit von Norman, die nicht nur ihn selbst irritiert. Ethel ist zwar besorgt, nimmt Norman gegenüber aber die kleinen Irritationen nicht so ernst, die ihrem Mann zu schaffen machen. Sie ermutigt ihn vielmehr, wie gewohnt mit dem Boot auf den See hinauszufahren und sich seinem geliebten Hobby, dem Angeln, zu widmen. Bewegung kommt in die Situation, als sich Tochter Chelsea (Susanne Meikl) zu Normans 75. Geburtstag ankündigt. Die Tochter kommt allerdings nicht allein, sondern bringt ihren neuen Lebensgefährten Billy (Momme Mommsen) und dessen 15-jährigen Sohn Billy mit. Norman ist gar nicht begeistert und erklärt, er brauche niemand, „der ihm beim Altwerden zuschaut"; er kann aber dieses Wiedersehen nicht verhindern, auf das sich Ethel von Herzen freut Die Spannungen zwischen Vater und Tochter hängen wie Gewitterwolken in der Luft, und Chelseas neuer Partner, ein Zahnarzt, muss sich unfreundliche Kommentare von Norman gefallen lassen. Nur Billy, der Teenager im schrillen Outfit (überzeugend gespielt von Lukas Ruben Eickholl) mimt den Gelangweilten, den das alles kalt lässt. Ethel tut das, was Frauen immer in einer solchen Situation versuchen: die Wogen zu glätten und einen Status herzustellen, bei dem wenigstens solange „Waffenstillstand“ herrscht, bis das junge Paar nach Europa aufbricht und Billy bei den Alten zurückbleibt. Dieser Junge wird zum „Brückenbauer“, der das Herz des Alten nicht nur deshalb gewinnt, weil er mit ihm zum Angeln auf den See hinausfährt. Billy lässt sich von ihm auch bereitwillig Französisch beibringen und zum Lesen animieren. Als Chelsea und Billy, inzwischen verheiratet, an den See zurückkommen, finden sie Norman und Billy in bestem Einvernehmen vor. Auch das Verhältnis zu Tochter und Schwiegersohn beginnt sich langsam zu entspannen, obwohl sich Norman noch sperrt, die Einladung anzunehmen und die junge Familie in Kalifornien zu besuchen. Als ihm der junge Billy am Telefon versichert, wie sehr auch er sich auf den Besuch der „Großeltern“ freue, gibt Norman seinen Widerstand auf. Nachdenklich gestimmt hat der Abschied des alten Paares vom Haus am See, denn Norman hatte beim Aufbruch einen kleinen Zusammenbruch. Wer weiß, ob es auch nächstes Jahr wieder einen Sommer am See geben wird!
 
Volker Brandt war der missmutige und auch recht muntere Grantler, der die Szene beherrscht hat. Seine „Ehefrau" Viktoria Brams hat die Mischung aus ängstlicher Fürsorge und notwendiger Ermunterung überzeugend zum Ausdruck gebracht. Susanne Meikl überzeugte als Tochter, die mit dem Trauma aufgewachsen ist, dem Vater nicht gerecht geworden zu sein. Momme Mommsen war ein „angenehmer" Schwiegersohn, der auch in der Rolle des Charlie Martin, Briefträger und Jugendfreund von Chelsea, eine gute Figur gemacht hat. Die Regie bei dieser flotten Inszenierung der Kempf Theatergastspiele hatte Dominik Paetzholdt. Auch am Schluss konnte sich das engagierte Ensemble noch einmal über den herzlichen Beifall der Zuschauer freuen.
 
Von Kathrin Staffel - Bad Homburger Woche, 15.3.2012
 
   

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„Haus am See“: Sternstunde zum Abschluss der Sulinger Kultursaison
Humorvoller Blick auf den Konflikt der Generationen

Das „Haus am See“ ist ein Stück über das Alter, über den Konflikt der Generationen, über enttäuschte Erwartungen, über die unausgesprochene Liebe – kurz: über das Leben. Der Autor Ernest Thompson hatte das Bühnenstück 1977 unter dem Titel „On Golden Pond“ herausgebracht: ein reifes Erstlingswerk des damals 28-Jährigen, das ein schwieriges Thema ernst und heiter, amüsant und geistreich aufarbeitet.
 
Das Tourneetheater Kempf brachte das Stück „Haus am See“ am Freitag in der Inszenierung von Dominik Paetzholdt auf die Bühne des Sulinger Theaters und spielte vor fast vollem Haus. Ob es an der Thematik, an der hochkarätigen Besetzung des Ensembles oder an dem guten Namen der Theaterbühne Kempf lag, die in der Vergangenheit mit interessanten Produktionen in der Sulestadt gastierte, sei dahingestellt.
 
Schauplatz der Familienstudie ist das „Haus am See“ im Nordosten der USA. Norman Thayer, „Literaturprofessor im Ruhestand“, und seine Frau Ethel verbringen hier ihren 48. gemeinsamen Sommer. Zum 76. Geburtstag von Norman stellt sich Tochter Chelsea ein, die stets ein belastetes Verhältnis zu ihrem Vater hatte. Sie kommt mit ihrem zukünftigen Ehemann Bill. Da sie eine Reise nach Europa planen, lassen sie Bills Sohn Billy bei Norman und Ethel. Beide entwickeln im Zusammensein eine Perspektive, das Alter und auch das Sterben verliert seinen Schrecken. Selbst der morbide veranlagte Norman sieht am Ende des Sommers positiv in die Zukunft.
 
Rundum überzeugend war die Besetzung der Charaktere. Volker Brandt brillierte als kauziger zerstreuter Professor, der mit beginnender Demenz zu kämpfen hat. Mit Victoria Brams hat er eine Partnerin an seiner Seite, die als Ethel, einem Ausbund an Lebensfreude und lebensbejahender Gegenpart Normans, eine Paraderolle gefunden hat.
 
Im Zusammenspiel mit Susanne Meikl (Tochter Chelsea) und Momme Mommsen (Bill) wird der Generationenkonflikt greifbar: Meikl in der Rolle der vom Vater unverstandenen und vermeintlich ungeliebten Tochter, Mommsen als Außenstehender in der Doppelrolle als Chelseas zweiter Ehemann und ihrer Jugendliebe Charlie Martin, zweier völlig unterschiedlicher Charaktere. Einen Sonderapplaus verdiente sich Lukas Ruben Eickholl (Billy), der parallel zur Verwandlung Normans vom Grantler zum lebensbejahenden, zugewandten Großvater, vom pubertierenden, ungehobelten Teenie zum aufgeschlossenen jungen Mann reift.
 
Ernest Thompson erlebte Kempf-Inszenierung Ende Februar. Er zeigte sich beeindruckt von der Qualität der Produktion, der Regie und der Besetzung. Das Sulinger Publikum schloss sich dieser Einschätzung an und dankte mit rhythmischem Applaus für einen Theaterabend, der unterhaltend und streckenweise urkomisch war, aber nie ins Klamottenhafte abglitt: eine Sternstunde zum Abschluss der Kultursaison.
 
Von Martina Kurth-Schumacher - Kreiszeitung, 19.3.2012
 
   

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Wenn Alt mit Jung ins Reden kommt
„Das Haus am See“ in einer liebevollen Inszenierung der Kempf Theatergastspiele

Neuburg Was die Begegnung zwischen der Großeltern- und Enkelgeneration bewirken kann, und wie sich festgefahrene Familienstrukturen manchmal doch auflösen, davon konnte sich das Neuburger Theaterpublikum überzeugen lassen. Die Schauspieler der Kempf Theatergastspiele begeisterten im Stadttheater mit ihrer Inszenierung des Stücks „Das Haus am See“ von Ernest Thompson.
 
Zum Inhalt: Jedes Jahr verbringt das ältere Ehepaar Ethel und Norman Tayer den Sommer am goldenen See. Er, ein Professor im Ruhestand, möchte sich am liebsten dem faulen Nichtstun hingeben, Ethel aber hätte ihren Ehemann gerne dabei, wenn sie zum Beispiel Spaziergänge macht. So wie die beiden es in früheren Jahren immer gemacht hatten. Doch Norman wird zunehmend lustloser, er bemerkt, wie bei ihm langsam eine Altersvergesslichkeit einsetzt. Außerdem ist auch seit Jahren Tochter Chelsea nicht mehr zu Besuch gekommen, das Verhältnis zwischen Vater und Tochter war stets angespannt.
 
In diesem Jahr kündigt die Tochter ihren Besuch an, gemeinsam mit ihrem neuen Freund Bill, für den sie ernsthafte Gefühle hegt. Chelsea, nach ihrer ersten Ehe kinderlos, was Norman immer noch missmutig stimmt, versteht sich wunderbar mit Billy, dem Sohn ihres Lebensgefährten. Weil sie mit ihrem Freund Bill einen Trip nach Europa geplant hat, lässt sie Billy jun., einen 15-jährigen Teenager, kurzerhand bei ihren Eltern. Zunächst wenig begeistert, freunden sich Norman und Billy jun. bald an und sind am Ende des Sommers unzertrennlich.
 
Das Stück „Das Haus am See“ erzählt die Geschichte einer Familie, in der sich die seit Jahren festgefahrenen Strukturen aufzulösen beginnen. Besonders durch die Begegnung zwischen Großeltern- und Enkelgeneration kommt eine Entwicklung in Gange, die vor allem Norman von der Altersvergesslichkeit ablenkt. Er fasst bei der Betreuung des Stiefenkels wieder neuen Lebensmut, Billy hingegen lässt sich von Norman zum Lesen anstecken. Durch das positive Verhältnis zwischen Norman und seinem Stiefenkel ändert sich auch das Verständnis des Vaters gegenüber seiner Tochter Chelsea. Der seit Jahren unausgesprochene Konflikt der beiden, der so typisch ist zwischen Vater und Tochter, wird durch eine längst überfällige Aussprache beiseitegelegt. Wenn auch in dieser Inszenierung nur oberflächlich angerissen - Norman und Chelsea sind versöhnt.
 
1981 mit Katherine Hepburn, Henry Fonda und Jane Fonda verfilmt, feierte das Stück „On Golden Pond“ schon in den Jahren zuvor große Erfolge am Broadway. Ernest Thompson erhielt auch für das Drehbuch zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1982 den Oscar für das Beste adaptierte Drehbuch.
 
Den beiden Schauspielern Viktoria Brams und Volker Brandt gelingt eine wunderbare Darstellung des Ehepaars, das auch mit zunehmendem Alter noch Liebe und Respekt füreinander empfindet. Obwohl sich die Rollen in der Ehe aufgrund der beginnenden Demenz Normans erst wieder neu finden müssen, versuchen die beiden, zusammen das Leben weiterhin zu meistern. Durch die fröhliche Darstellung der Chelsea (Susanne Meikl) schwankt das Stück ständig zwischen witzigen Dialogen und doch auch manch tragischen Szenen. Dem Publikum bescherte es einen überaus vergnüglichen Abend im Stadttheater.
 
Von Clara Böcker - Augsburger Allgemeine, 10.3.2012
 
   

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Liebe und Familienzwist im „Haus am See“
Die Fernsehstars Volker Brandt und Viktoria Brams haben am Mittwochabend im Theater „Kleines Haus" die Hauptrollen in dem Stück „Das Haus am See„ gespielt. Das facettenreiche Schauspiel überzeugte auf der ganzen Linie.

Einen großen Erfolg hat das Ensemble der Kempf Theatergastspiele mit seiner Inszenierung des Schauspiels „Das Haus am See" im Theater „Kleines Haus" verbuchen können: Mit langanhaltendem, rhythmischen Applaus bedachte das Publikum im ausverkauften Theatersaal die exzellente Leistung der Schauspieler, allen voran der TV-Stars Volker Brandt und Viktoria Brams.
 
„Das Haus am See" aus der Feder des amerikanischen Autors Ernest Thompson feierte, in 28 Sprachen übersetzt, Erfolge in über 40 Ländern. Nachhaltigen Eindruck hinterließ die mit drei Oscars prämierte Kinoversion aus dem Jahr 1981. Henry Fonda brilliert darin in seiner letzten Filmrolle, zusammen mit Katharine Hepburn und seiner Tochter Jane Fonda. Auch wenn der Vergleich zwischen Kinoleinwand und Theaterbühne hinkt, so kann sich die Aufführung des Stücks im „Kleinen Haus" mit diesem Vorbild messen lassen.
 
Zentraler Ort der Handlung ist das titelgebende Ferienhaus am See, in dem das Rentnerehepaar Norman und Ethel Thayer schon seit Jahrzehnten den Sommer verbringt. Zum 75. Geburtstag kommt nach Jahren auch wieder Tochter Chelsea zu Besuch. So innig das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist, so angespannt ist die Stimmung zwischen Tochter und Vater. Nie hat sie es dem selbstbewussten, kauzigen ehemaligen Literaturprofessor recht machen können. Vieles hat sich angestaut an unausgesprochenen Dingen zwischen beiden.
 
Starke Momente voller Zärtlichkeit und Offenheit
 
Das Stück wird weniger von der Handlung als von den Dialogen getragen. Diese sind präzise ausgearbeitet und zeichnen ein rundes Bild der Charaktere. Sie transportieren viele lustige Momente, aber auch Momente voller Zärtlichkeit, Nachdenklichkeit, Offenheit und Verwundbarkeit. Vor allem die innige Liebe zwischen Norman und Ethel wird immer wieder deutlich.
 
Besonders eindrucksvoll sind die Szenen, in denen die Fassade des ruhelosen, unter Vergesslichkeit leidenden Griesgrams Norman bröckelt. Etwas zögerlich sagt er am Ende seiner Tochter endlich, dass er sie liebt. Die Rolle des Norman erweist sich für Publikumsliebling Volker Brandt als eine Paraderolle. Als kongeniale Partnerin steht ihm Viktoria Brams in der Rolle der Ethel zur Seite.
 
Von Dirk Hamm - Delmenhorster Kreisblatt, 24.2.2012
 
   

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Familiengeschichte mit Sprengkraft
Gelungene Inszenierung im dicht besetzten Brückentorsaal

Rinteln (dis). Es gibt sie - diese äußerst seltenen Sternstunden im Theater, wo alles in Einklang ist: Werk, Besetzung, Bühnenbild und Kostüme. Wie nach Maß. Ohne jegliche Schwachstellen. Dominik Paetzholdts feinnervige Inszenierung von Ernest Thompsons „Das Haus am See“ war so ein Glücksfall. Und bot mit Viktoria Brahms als Ethel Thayer sowie Volker Brandt als drollig eigenwilligen Pensionär Thayer mit kleinen Gedächtnisausfällen, die den Sommer wie jedes Jahr im Ferienhaus verbrachten, zwei ebenbürtige Partner. In bewegenden, zu Herzen gehenden Szenen, deren tragikomische Momente immer wieder von Heiterkeit abgelöst wurden, entwickelte das in die Jahre gekommene Paar Pläne und ging auf die Mucken und Macken des anderen ein. Genauer gesagt: Man kabbelte sich liebevoll, umsorgte sich und tolerierte die Schwächen des Gegenübers mit Humor.
 
Zum 75. Geburtstag vom Papa kam nach langer Abwesenheit mal wieder Tochter Chelsea mit neuem Zahnarztfreund Bill Ray und dessen pubertierenden Sohn Billy in die Idylle am See zurück. Dass das gespannte Verhältnis zwischen Vater und Tochter gleich wieder aufbrach, lag auf der Hand. Doch immer war das Bemühen um Verständigung in diesem psychologisch fein gezeichneten Stück wesentlich. „Das Haus am See“ ist kein Werk der großen Taten, sondern eines der großen Worte und Gefühle.
 
So stehen Gespräche und Dialoge im Mittelpunkt, die wegen der exzellenten Protagonisten voller Bildhaftigkeit entwickelt wurden. Dominik Paetzholdt hat mit dem Stück ein wahres Schätzchen herausgeputzt.
 
Großartig, mit welch Bühnenpräsenz und Präzision Volker Brandt und Viktoria Brahms im Zusammenwirken agierten – Gemütsregungen sichtbar machten und den Balanceakt zwischen Tragik und Komik genau ausbalancierten. Die Rollen lieferten alles, was sich Mimen nur wünschen können: flotte Dialoge, starke Gefühle, gut dosierte Pointen und genug freies Feld für das eigene Spiel.
 
Besonders Brandt zeigte hierbei, wie man sich mit Fingerspitzengefühl seine Lacher abholen kann, und dass der sonst so gern benutzte Holzhammer durchaus nicht nötig ist. Raum zur Entfaltung hatten aber auch Susanne Meikl als Chelsea und Lukas Ruben Eickholl im Part des an Oma und besonders dem Opa hängenden Stiefenkel Billy. Momme Mommsen verkörperte sowohl den leicht distanzierten Liebhaber der Tochter des Hauses Bill Ray als auch den Postboten Charly Martin. Die Beifallswogen am Schluss galten allen Protagonisten.
 
Schaumburger Zeitung, 5.3.2012
 
   

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"Im Alter verblasst man?" Theaterstück über das Leben im Alter
Zwischen Tragik und Komik

Volker Brandt und Viktoria Brams überzeugten als Ehepaar Norman und Ethel Thayer. Zentrale Thematik des Theaterstücks ist die beginnende Demenz des alternden Wissenschaftlers Norman Thayer, die ihm selbst nicht verborgen bleibt. Gedanklich beschäftigt er sich ausgiebig mit dem Tod, äußert immer wieder Gedanken, die seine Gattin beunruhigen. "Im Alter verblasst man, das Aussehen geht einfach weg". Die tatkräftige, agile Ethel wundert sich über die Ruhelosigkeit ihres Mannes und will selbst vom Tod absolut nichts wissen.
 
Bei aller Tragik ist das Stück voller Komik. Sind die Zuschauer im Moment noch bestürzt über Norman, der sich verläuft, dem nichts mehr vertraut ist, und der sich zurück zu seiner Ethel rettet, so amüsieren sie sich kurz darauf über die immer wieder umfallende, defekte Fliegentüre. Das Stück ist voll mit Emotionen wie Wut, Trauer, Angst und Enttäuschung oder mangelnde Anerkennung. Das Generationsproblem ist vordergründig, es geht um das Nicht-Zeigen-Können von Gefühlen. Chelsea, die Tochter, lebt weit entfernt, ist geschieden und präsentiert den Eltern bei einer Stippvisite den zukünftigen zweiten Ehemann Bill und dessen Sohn Billy. Das Vater-Tochter-Verhältnis ist äußerst gespannt, Chelsea ist fest der Meinung, den Ansprüchen des Vaters nicht zu genügen. Nähe haben beide nie zugelassen.
 
Billy bleibt, zunächst zu Normans Entsetzen, bei den "neuen Großeltern", als Chelsea und Bill nach Europa reisen. Er begeistert sich für Normans Hobby, fährt mit ihm im Boot hinaus zum Angeln, beginnt Bücher zu lesen und ist fasziniert vom "alten Mann und dem Meer". Norman hingegen übernimmt, sehr zur Freude der Zuschauer, nach und nach Billys "cooles" Vokabular, hat größten Spaß daran, mit dem Jungen Zeit zu verbringen, und wirkt nach der Rückkehr von Chelsea und Bill wie verwandelt. Zwischen Norman und Billy hat sich eine echte Freundschaft entwickelt. Aber auch das Verhältnis Normans zu seiner Tochter Chelsea, die ihn zum ersten Mal Daddy statt Norman nennt, ist ein anderes, besseres geworden.
 
Das Ensemble um Viktoria Brams und Volker Brandt machte das "Haus am See" zu einem anrührenden Stück.
 
Siegener Zeitung, 1.3.2012
 
   

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Vom Altern und Vergessen, von unausgesprochener Liebe, tyrannischen Vätern und der Frische der Jugend

Das ältere, amerikanische Ehepaar Norman und Ethel Thayer verbringt seinen 48. Sommer im Ferienhaus am Goldenen See Zu Normans Geburtstag wird diesmal auch Tochter Chelsea erwartet, die ihre Eltern längere Zeit nicht mehr besucht hat.
 
Im Jahr 1981 gewann die Verfilmung mit Katharine Hepburn sowie Henry und Jane Fonda drei Oscars. In der Bühnenversion in Hanau lässt Regisseur Dominik Paetzholdt das Stück direkt im Wohnzimmer des Ferienhauses beginnen, die Möbel sind noch abgedeckt, das Ehepaar kommt gerade an. Der ehemalige Wissenschaftler Norman Thayer alias Volker Brandt betritt die Szene und stellt als erstes seine beginnende Demenzerkrankung unter Beweis, als er Leute auf den Fotos an den Wänden nicht mehr erkennt oder bei der Auskunft anruft und wirres Zeug redet. Er ist ein launischer, intelligent-überheblicher Brummbär, auf schwärzeste Weise witzig, und doch liebenswert. Seine Frustration über die Erkrankung kaschiert er anfangs noch ganz gut. Die Eheleute kabbeln sich liebevoll, Norman kann sich an so vieles nicht mehr erinnern, die rüstige Ethel erklärt es ihm geduldig, und der Zuschauer gewinnt dabei Einblicke in das Leben der Thayers am See. „Wir sind nicht in mittlerem Alter“, sagt Norman mit dem ihm eigenen Charme zu seiner Frau. „Du bist alt und ich bin uralt."
 
Einen Monat später lässt sich der Alte immer mehr gehen. Ethel versucht, ihren Mann zu mehr Aktivität zu bewegen. Sie ist aufgekratzt und gleichzeitig besorgt, die wechselnden Stimmungen lassen die Situation eskalieren und Norman zum ersten Mal echte Gefühle zeigen. Weinend gesteht er seiner Frau, Angst zu haben. Da kündigt sich Tochter Chelsea an. Sie will zum Geburtstag ihres Vaters kommen und - nach einer gescheiterten Ehe - den neuen Freund, Zahnarzt Bill Ray aus Kalifornien, mitbringen. Ethel freut sich, und Norman reagiert bereits wieder wie gewohnt: „Ich will keine Menschenmassen, die kommen und mir beim Altwerden zusehen."
 
Sein ganzes Leben lang hat er ein schlechtes Verhältnis zur Tochter gehabt, die ihrerseits unendlich darunter litt. Aber Chelsea hat auch das Mundwerk ihres Erzeugers geerbt, also geht es gleich zur Sache, kaum sind die Gäste zur Tür herein. Überraschenderweise haben sie Bills Sohn Billy mitgebracht, einen pubertierenden 15-Jährigen in KapuzenpuIli, hängenden Hosen und halboffenen Schnürsenkeln; der sich genauso benimmt, wie es das Outfit erwarten lässt.
 
Zahnarzt Bill hat Norman schnell im Griff. Er ist intelligent und sagt, was er denkt, das imponiert dem Alten. Als er und Chelsea darum bitten, den Jungen für einen Monat im Haus am See zu lassen, um nach Europa fahren zu können, sagt Norman zögerlich zu. Denn auch Billy scheint dem Alten gewachsen zu sein. „Warum stehst du so krumm?" geifert dieser, und Billy kontert: „Ich hab so schwere Gedanken.“
 
Abermals einen Monat später sind Norman und Billy wie verwandelt. Übers gemeinsame Hobby, dem Angeln mit dem Boot draußen auf dem See, sind sie sich nahe gekommen. Norman bringt Billy Französisch bei und hat ihn für Literatur interessieren können. Der Junge dagegen fragt den Alten über früher aus und lässt sich alte Geschichten erzählen. Auch visuell haben sie sich verändert, Bill sieht jetzt normal aus und Norman trägt Baseball-Mütze und spricht Jugend-Slang. Sie tun einander gut. Ethel bringt es auf den Punkt: „BiIly ist das größte Glück für Norman. Ich hätte ihm schon vor Jahren einen 15-Jährigen mieten sollen.'
 
Als Chelsea frisch verheiratet aus Europa zurückkehrt (Bill ist schon wieder in der Praxis) und die zwei Männer beobachtet, erinnert sie sich frustriert an ihre eigenen Kindheit, als sie vergeblich versucht hat, dem Vater zu gefallen. Es kommt zum Streit mit der Mutter. Doch dann fasst sich Chelsea ein Herz und spricht Norman auf sein Verhalten und ihre Gefühle an. Der reagiert wie gewohnt ruppig, doch man merkt, dass der Damm jetzt gebrochen ist. Im letzten Bild sieht das Wohnzimmer aus wie zu Anfang, Chelsea und der Junge sind wieder zu Hause, der Sommer ist vorbei, Norman und Ethel packen die letzten Kisten. Noch einmal ruft die Tochter an. Zum ersten Mal sagt sie ihm, dass sie ihn lieb hat. Der Vater lässt sich im Gegenzug auf einen Besuch in Kalifornien ein. Als ob sein Entgegenkommen auch seine innere Stärke geschwächt hat, bricht er gleich danach auf dem Teppich zusammen. Seine Frau bringt ihn wieder auf die Beine, und Arm in Arm stehen sie schließlich am Fenster und sagen dem See Lebewohl.
 
Normans Bissigkeit trägt das Stück. Die Dialoge wechseln zwischen Witz, Schlagkraft und plötzlicher Betroffenheit. Ein streckenweise melancholisches Stück, gut gespielt vor allem von Volker Brandt und „Ethel“ Viktoria Brams.
 
Von Alexandra HelIbrück - Hanauer Anzeiger, 13.2.2012
 
   

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Ein Märchen für Erwachsene

Neuburg. Welch zauberhafte Geschichte! Ein Märchen für Erwachsene, das dank spritziger Dialoge, die vor trockenem Humor nur so strotzen, fernab von falscher Rührseligkeit bleibt. „Das Haus am See“ geht ans Herz.
 
Volker Brandt verkörpert den grantelnden Wissenschaftler a.D. Norman Thayer mit ungeheurer Präsenz und Überzeugungskraft. Unfassbar, dass er tatsächlich so alt ist wie der von ihm gespielte 76-Jährige, der sich schon aufgegeben zu haben scheint, nachdem sich seine zunehmende Vergesslichkeit immer öfter bemerkbar macht. Ehefrau Ethel (ebenso authentisch: Viktoria Brams), vom Naturell her das ganze Gegenteil ihres Mannes, steht ihm an Schlagfertigkeit kaum nach, beherrscht aber den deutlich sanfteren, dabei keineswegs harmlosen Zungenschlag: „Du bist der süßeste Mann der Welt - und ich bin die Einzige, die das weiß“.
 
Sie will den 48. gemeinsamen Sommer im Haus am See genießen, er fürchtet, es werde der letzte sein. Dass es ein ganz besonderer Sommer wird, ist Billy zu verdanken, dem 15-jährigen zukünftigen Stiefsohn von Ethels und Normans Tochter Chelsea (Susanne Meikl), die Billy für vier Wochen bei den Großeltern parkt. Billy (perfekt als cooler Teenager: Lukas Ruben Eickholl) entpuppt sich als „großes Glück für Norman”, wie Ethel bald feststellt. „Ich hätte Norman schon vor Jahren einen 15-Jährigen mieten sollen“, erklärt sie ihrer Tochter, als die - aus Sicht des ungleichen Trios - viel zu früh aufkreuzt, um Billy wieder abzuholen.
 
Seine Wandlungsfähigkeit stellt der Fünfte im Ensemble, Momme Mommsen in zwei Rollen, die kaum unterschiedlicher sein könnten, unter Beweis. Als Charlie Martin mimt er Chelseas Jugendfreund, einen einfach gestrickten Briefträger, der sich in den Ausdruck „Heilige Makrele“ flüchtet, wenn ihm nichts Besseres einfällt. Als Zahnarzt Bill Ray darf Mommsens Köpfchen deutlich heller und der Bauch flacher sein, und auch rhetorisch kann er es beinahe mit Schwiegervater Norman aufnehmen.
 
Wie im Flug vergehen zwei Stunden Spielzeit, der Spannungsbogen bleibt kontinuierlich auf hohem Niveau, es folgt Pointe auf Pointe, während sich die Charaktere wandeln. Norman zeigt plötzlich den weichen Kern unter rauer Schale, und Billy mutiert zum verantwortungsvollen und hilfsbereiten Jugendlichen. Geben und Nehmen in seiner schönsten Form verwirklicht sich hier, und das Erstaunliche daran ist, dass Billy das sogar in Worte fassen kann. Er verbessert sein Französisch, lernt Buchklassiker kennen und übernimmt im Gegenzug Verantwortung für Norman, der sich nicht immer orientieren kann.
 
Ende gut, alles gut - auch Chelsea findet ein neues Verhältnis zum Vater. Das klingt kitschig, ist es aber nicht, jedenfalls nicht in der rundum stimmigen und kräftig beklatschten Inszenierung der Theatergastspiele Kempf.
 
Von Andrea Hammerl - Donaukurier, 13.2.2012
 
   

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